HNA vom 5.10.2007
Chaos in der Ordnung auf der Bühne
Harald Hörl und Kathrin Ante in Drei-Akter
Frankenberg. Zum ersten Mal werden Harald Hörl von der Komödie Frankenberg und Kathrin Ante von der Freilichtbühne Hallenberg
gemeinsam auf einer Bühne stehen – und zwar in dem Stück "Chaos in der Ordnung" nach einer Fassung von Ray Cooney. Für
diesen Drei-Akter hat Harald Hörl, seit Jahrzehnten Laienschauspieler in der Komödie Frankenberg, erstmalig selbst zur Feder gegriffen. Conneys Ursprungsfassung "Bleib doch zum Frühstück" schrieb er weitgehend um, verarbeitete in dem Stück viele eigenen Erlebnisse und Beobachtungen – auf diesem Wege wurde aus dem ursprünglichen Drei-Akter nun ein Zwei-Akter.
"Das war eine tolle Herausforderung", beschrieb Harald Hörl sein Erstlingswerk, in das er auch noch etliche Verbesserungsvorschläge einarbeitete – bis die endgültige Fassung letztlich fix und fertig war. Das Stück ist übrigens keine klassische Komödie, vielmehr handelt es von Liebe und Zuversicht, von Enttäuschungen und Hoffnungen.
Parlallel laufen übrigens die Vorbereitungen für die nächste Aufführung des gesamten Ensembles der Komödie Frankenberg. Das 14-köpfige Team probt derzeit Oscar Wildes "Ein idealer Gatte" ein. (zgm)
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Frankenberger Zeitung vom 30.10.2007
Applaus für die Premiere von „Chaos in der Ordnung“ in der Aula der Frankenberger Ortenbergschule
Humor trifft Ernsthaftigkeit und Pathos
von Barbara Lietz
Was beginnt wie
eine Komödie, wird ab dem zweiten
Akt zur Auseinandersetzung mit der
Frage, wie sehr der Einzelne das Leben
selbst in der Hand hat, wie sehr es ihn
bestimmt und wie sehr andere Einfluss
darauf haben. „Chaos in der Ordnung“
feierte am Sonntagabend in der Aula
der Ortenbergschule eine gelungene
Premiere.
„Ich heiße Jan“ – „So siehst du auch
aus.“ Der Humor in dem Stück, das Ray
Cooneys „Bleib doch zum Frühstück“
entlehnt ist, ist trocken. Er kommt gut
an bei den mehr als 150 Zuschauern,
die Gast sind in der Wohnung von Jan,
gespielt von Autor und Regisseur Harald
Hörl. Jan ist Beamter, sein Leben
strukturiert und durchgeplant.
Doch seit seine Frau ihn verlassen
hat, hat er sich zurückgezogen in seine
eigene Welt, in der für Gefühle kein
Platz ist. Bis die ausgeflippte und hochschwangere
Maggy (Kathrin Ante) in
seiner Wohnung auftaucht und sein Leben
gehörig durcheinanderbringt. Zu
dem Zeitpunkt ist Hörls Anfangsnervosität
längst verflogen, das Publikum
scheint vergessen, er ist im Stück angekommen.
Auch Ante geht auf in ihrer
Rolle. Wunderbar spielt sie die von
Wehen geplagte Maggy, die schreiend
und stöhnend auf dem Sofa liegt. Hörl
spielt indes trefflich, wie stolz Jan ist,
beim Gespräch mit dem Arzt das Wort
„Fruchtblase“ gelernt zu haben.
Der erste Akt ist gefüllt von humorvollen
Dialogen. Die Zuschauer sind
Gast in einer Komödie, die Elemente
von „Bleib doch zum Frühstück“ überwiegen.
Der Wechsel zum nachdenklichen
Theater Hörls erfolgt abrupt.
Kaum hat sich der Vorhang wieder geöffnet,
dient der Humor nur noch zur
Auflockerung der Dramatik und tritt in
den Hintergrund. Das ist gewollt, doch
der Wechsel ist drastisch.
Maggy wird immer mehr, wie Jan sie
sich gewünscht hat. Sie wird ruhiger
und konservativer. Jan indes ist fasziniert
von Maggys Leichtigkeit und
versucht, ein Stück davon für sein
Leben und seinen Wortschatz zu übernehmen:
„Das ist ein geiles Gesöff.“
Der Konflikt beginnt. Hörl spielt Jans
Nervosität beim gemeinsamen Abendessen
überzeugend. Das Lachen, nachdem
Jan einen Witz erzählt hat, wirkt
ansteckend echt. Ante schafft es, sich
davon nicht aus dem Konzept bringen
zu lassen und die Ernsthaftigkeit zu
bewahren.
Als Maggy wenig später über ihr
Leben philosophiert, wird der Text einen
Monolog lang unnötig pathetisch.
„Wenn ich nur wüsste, wer ich eigentlich
bin?“, fragt Maggy, um dann über
ihr „soziales Umfeld“ zu sinnieren.
Ein Ausdruck, der zu ihrem bis dahin
dargebotenen Wortschatz nicht passt.
Doch dies ist nur ein kleiner Wermutstropfen
in dem sehenswerten Theaterstück,
für das Hörl als Autor, Regisseur
und Schauspieler und seine Bühnenpartnerin
Ante vom Publikum mit dem
verdienten Applaus belohnt wurden.
Am Ende hat Jan eine neue Stärke
gewonnen. Er geht seinen eigenen
Weg. Die Begegnung mit Maggy
scheint ihn befreit zu haben aus den
Zwängen, die sein Leben bestimmten.
Jetzt entscheidet er, wie es weitergehen
soll. |
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